Roadtrip 11 - Alcatraz

Nach unserer Tour durch das Napa Valley neigt sich unser Roadtrip dem Ende zu. Wir kehren aus nördlicher Richtung durch die Hausboot-Siedlung Sausalito nach San Francisco zurück. Danke Nikolai für den Tipp mit dem wahnsinnig guten Aussichtspunkt! Wir genießen hier den Sonnenuntergang über der Bay...

Bei unseren ersten beiden Besuchen in SF haben wir leider keine Besichtigung geschafft. Touren sind schon lange ausgebucht und man muss Wochen im Voraus reservieren. Diesmal werden wir jedoch die bekannte Gefängnisinsel Alcatraz besichtigen :)

Am nächsten Tag fahren wir früh morgens mit der Fähre nach Alcatraz Island.

Die Insel, auch schlicht The Rock genannt, ist Drehort unzähliger Filme. Die Insel wurde in der Zeit von den 1930er Jahren bis Mitte der 1960er als Hochsicherheitsgefängnis der vereinigten Staaten verwendet. Hier saßen die richtig schweren Jungs wie z. B. "Machine Gun" Kelly oder Al Capone. Auch bei den härtesten Gangstern war das Alcatraz Gefängnis gefürchtet. Es hieß Break the rules and you will go to prison. Break the prison rules - you will go to Alcatraz.

Wir landen nach der knapp 10 minütigen Fahrt am Dock der Insel. Wir können uns überall frei bewegen.

Ein Wachturm kann das Dock vollständig überblicken. Hier gab es 3 Schichten, so dass der Turm rund um die Uhr bewacht war.

Neue Insassen sowie alle Güter für die Insel landeten zunächst im Dock. Neuankömmlinge wurden zunächst ärztlich untersucht und dann zu den Duschen geschickt.

Der Duschbereich war vollständig offen und ... nun ja ... sagen wir mal unisex. Es gab nämlich nur männliche Insassen und daher ergab sich das Problem mit getrennten Duschen gar nicht. Geduscht wurde indes genau 2 mal die Woche.

Auffällig ist: Es gibt nur ein Wasserrohr. Wie die Temperaturregulierung erfolgte erfahren wir leider nicht. Wahrscheinlich nach dem Motto: one temperature fits all.....

Nach dem Duschen, welches übrigens in Handschellen durchgeführt wurde, konnte der Neuankömmling seine geräumige und luxuriös ausgestattete Zelle beziehen. Ein Bett, eine Toilette, ein Klapptisch und zwei Regalbretter. Das wars!

Allerdings war man nicht alleine, sondern befand sich in bester Gesellschaft!

336 Zellen auf drei Etagen in mehreren Gängen mit Straßennahmen wie CD-Street (der Gang zwischen den Zellblöcken C und D), Broadway, Cutoff oder Time Square umfasste das Zellen-Haus.

Diese Bilder allerdings stammen von den normalen Zellen. Hielt man sich nicht an die Gefängnisregeln oder befolgte die Anweisungen nicht, gab es einen Spezialbereich - den Zellenblock D...

Hier waren die Zellen noch kleiner und - in völliger Dunkelheit gelegen. Bei der Audioführung erfahren wir, dass manche Gefangene bis zu 2 Wochen in völliger Dunkelheit gefügig gemacht wurden. Einige standen durch die Isolationshaft kurz davor den Verstand zu verlieren. Drinnen ist der Platz wirklich winzig - und die Außentür ist im Bild noch offen! Dem Gegangenen stand lediglich der innere, vergitterte Bereich zur Verfügung. Das ist schon hart!

Aber es gab auch echte Lichtblicke im Gefängnis. Das Foto zeigt die begehrteste Stelle im Gefängnis. Abends scheint hier leicht die Sonne durch das Fenster. An Neujahr, wenn der Wind günstig aus Richtung San Francisco Marina herüberwehte, konnte man zudem die Menschen draußen feiern hören.

Das berichten die Gefangenen übereinstimmend: Das grausame an Alcatraz ist die Tatsache, dass da draußen die Bucht von San Francisco liegt und man jeden Tag daran erinnert wird, was man im Gefängnis verpasst. Die lebhafte Stadt ist nur eine Meile entfernt und stets gut sichtbar für die Insassen.

Der Höhepunkt für die Insassen waren ein paar Leibesübungen im Gefängnisgarten oder gelegentliches Kartenspielen dort.

Für über 60 Familien (Wärter, Arbeiter) war die Insel zudem ein Zuhause. Viele Kinder wuchsen auf der Insel auf. Morgens wurden sie mit der Fähre nach San Francisco zur Schule gefahren und abends wieder zurück. Ein ursprünglich für Militärparaden eingeebneter Platz diente als Spielplatz für Radfahren, Fangen, Baseball, Basketball usw. für die Kinder. Der Platz ist heute noch erhalten, wenngleich die Gebäude mittlerweile abgerissen wurden.

Die Familien lebten also dicht an dicht mit den schwersten Verbrechern der USA. Auch im mutmaßlich sichersten Gefängnis der Welt gab es Ausbruchsversuche. Die meisten Flüchtlinge ertranken in dem eiskalten Wasser der Bucht oder wurden schon vorher wieder gefasst. Bei einem Aufstand von Gefangenen, bei dem 2 Wärter sogar getötet wurden, gelang es den Insassen nicht, von der Insel zu fliehen. Nur von drei Personen, deren Ausbruch scheinbar erfolgreich war, fehlt bis heute jede Spur - ihre Leichen wurden jedenfalls nie gefunden.

Über einen Zeitraum von mehreren Monaten schafften sie es, Löffel aus dem Speiseaal des Gefängnisses zu entwenden. Sie brachen von den Löffeln die Spitze ab und hatten so einen kleinen, scharfen Gegenstand. Mit diesem fingen sie an den Beton an den Lüftungsgittern in den Zellen abzuscharben. Über Monate, wenn nicht Jahre hinweg.

Schließlich konnten Sie eines Tages das Lüftungsgitter entfernen und über dahinter liegende Rohre auf das Dach des Zellen-Hauses klettern.

Diese drei Insassen wurden nie wieder gesehen - bis heute ist ihr Verbleib nicht geklärt. Allerdings wären die drei Männer heute um die 80 Jahre alt.

Nach ein paar weiteren, großartigen Tagen in San Francisco (danke Nikolai!!!) setzten wir unsere Reise nun in Richtung Chicago fort. Der Abflug bei Nacht vom Flughafen in San Francisco wird noch einige Zeit in Erinnerung bleiben...